4. INTAVOLIERUNGSREGELN NACH GANASSI



Da die Regola Rubertina ein "praktisches Lehrbuch" (Q.1) sein soll, halte ich es durchaus für denkbar, daß Ganassi auf kleinem Raum ein möglichst breites Spektrum von Intavolierungsvarianten zeigen wollte. Dies veranschaulichen einerseits die oft unterschiedlichen Lösungen an Parallelstellen, andererseits sind manchmal auch Stellen abgeändert, die in der Originalform spielbar gewesen wären. Alle durch die Intavolierung bedingten Veränderungen des Madrigals lassen sich jedoch in den folgenden sechs Punkten zusammenfassen:


1. Zu großer Abstand Tenor - Bass:

Ganassi versucht den dreistimmigen Satz möglichst ohne eingefügte Akkordtöne wiederzugeben, wobei er mehrmals zu überraschenden Ergebnissen kommt:

Andere Möglichkeiten zur Überbrückung des Abstandes sind:


2. Unterteilen und Zusammenziehen:

Ein weiteres Intavolierungsmittel Ganassis ist das Unterteilen und Zusammenziehen von Noten gleicher Tonhöhe:


3. Kadenzfloskeln:

Kadenzfloskeln vereinfacht Ganassi zu normalen Vorhalten und unterteilt sie wie bei 2.3 (nur 4-3 Vorhalte). Takt: 14, 28, 36


4. Freie Lösungen:

Diese Stellen wären auch in der Originalform oder nach einer der oben genannten Regeln spielbar. Sie sind meines Erachtens als Erweiterung des Intavolierungsspektrums im Sinne des "praktischen Lehrbuchs" (Q.1) zu verstehen.


5. Variation:

Interessant ist, dass Intavolierungsprobleme in Parallelstellen oft auf unterschiedliche Weise gelöst werden:

X. Ficta:

Ganassi nützt alle Möglichkeiten zur Verwendung von Ficta aus:


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