3. VERGLEICH VON GANASSIS
INTAVOLIERUNG MIT DEM ORIGINALMADRIGAL



Hauptschwierigkeit einer Madrigalintavolierung für Singstimme und Viola da gamba, wie sie Ganassi hier vornimmt, ist der zeitweilig zu groß werdende Abstand zwischen Tenor und Bassus, wobei die - aus heutiger Sicht- "einfachste" Lösung, nämlich das Ausfüllen mit Akkordtönen, laut Ganassi "die Harmonie und den Text beeinträchtigen kann" (Q.1). Wie man bei der detaillierten Analyse der entsprechenden Stellen sehen wird, greift Ganassi sowohl bei diesem als auch bei anderen Intavolierungsproblemen immer wieder zu überraschenden Lösungen.

"Io vorrei Dio d'amore"

Um das Problem des zu großen Abstandes zu lösen, ohne eine Note einzufügen, führt Ganassi den Tenor (und nicht wie man vielleicht annehmen könnte den Bass) weiter, und liefert dann den Bass nach. Dies ist um so erstaunlicher, wenn man sich die oben zitierte Stelle im ersten Buch der Regola Rubertina Kap. 10 (Q.4) "Über die würdigste Stimme" in Erinnerung ruft.

Die übergebundene Note im Tenor wird zur Klangverlängerung in Halbe unterteilt.

Textverteilungsvariante bei Ganassi (über dem System).

Ganassi nützt alle Möglichkeiten für Ficta aus (im Weiteren mit x bezeichnet).
Zur Verstärkung der Dissonanz wird der Quart-Vorhalt und seine Vorbereitung in Viertel aufgelöst. Genaugenommen ist das satztechnisch falsch, da ein Silbenwechsel (d.h. eine Trennung) zwischen Vorhaltsexposition und Vorbereitung nicht erlaubt war.
Eine andere Möglichkeit um den zu weiten Abstand zu vermeiden, ist die Oktavierung des Basses nach oben.
Ganassi zieht die beiden Viertel im Tenor zu einer Halben zusammen.

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