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Codex Flores 5/2011
Farbige, sinnenverliebte, prahlerische Musik |
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Musique de la Grande Écurie & des Gardes Suisses |
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An der Schola Cantorum Basiliensis widmete man sich der Grande Écurie und den Gardes Suisses am französischen Hof Ludwigs XIV. und XV: Trompettes, Violons, Hautbois, Saqueboutes, Cornets, Musettes du Poitou, Fifres, Tambours, Cromornes und Trompettes marines. Die Namen alleine sind schon Musik. Die Klangerzeuger haben nicht nur abenteuerliche Namen, sie tönen auch so. Da finden sich abenteuerlich anmutende Gebilde wie die Trompettes marines. Es handelt sich dabei nicht etwa um Blechblasinstrumente, wie man zunächst meinen könnte, sondern um Varianten der sogenannten Trumscheite mit länglichem Korpus und Saiten, die gestrichen werden.
Auch die musikalischen Formen, die damit gepflegt wurden, sind alles andere als langweilig: Da gab’s den Combat grotesque und die Maskeraden, teils mit orientalischen Motiven. Natürlich wurden Jagdgesellschaften reichlich mit Musik versorgt. Und es gab sogar veritable Grossstadt-Musik – le grand bruit – die das Treiben und Lärmen in Paris nachahmte. Die farbige, sinnenverliebte, prahlerische Musik, die der Hof sich sicherlich etwas kosten liess, ist Zeugnis einer Gesellschaft, die sich grenzenlos zu amüsieren wusste.
Die teils masslosen Amüsiergesten werden da auch zu Vanitas-Motiven. Man erinnert sich unvermittelt und mit etwas Schaudern an die skurrile Art, wie Jean-Baptiste Lully, einer der hier prominent vertretenen Hof-Compositeure zu Tode gekommen ist. Adieu, du parfümierte Welt der Reichen und Schönen.
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wb |
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Glareana 1/2011
Überraschende Klangerlebnisse und mitreissende Musik |
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Musique de la Grande Écurie & des Gardes Suisses |
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Auch in der Szene der Alten Musik kommt es selten vor, dass man wirklich "neue" Klänge zu hören bekommt. Auf der hier besprochenen CD ist dies der Fall! Sie führt uns an einen - zumindest musikalisch - bisher wenig beachteten Ort des Französischen Hofs: die Grande Écurie (den Grossen Marstall), eine wichtige Abteilung der Hofhaltung, in der die Dressur-, Kriegs-, Reit- und Jagdpferde des Hofes untergebracht waren, an der aber auch musikalisches Personal tätig war. In einem mehrjährigen Forschungsprojekt des SNF hat die Schola Cantorum Basiliensis vor allem die mysteriösen Gruppierungen „Cromornes et Trompettes marines“ sowie „Fifres et Tambours“ untersucht. Als Ergebnis entstanden nachbauten von Instrumenten, wie sie bisher noch nicht bekannt waren, so ein Ensemble von Doppelrohrblattinstrumenten - eben die „Cromornes“ -, noch vor der definitiven Ausprägung der „barocken“ Oboen, Fifres (Querpfeifen militärischer Tradition), die in dieser Art ebenfalls noch nicht rekonstruiert wurden und Tambours, die in ihrer Grösse und Machart Neuland bedeuteten. Fifre und Tambours wurden auch von der Leibgarde des Königs benutzt, den „Cent Suisses“ sowie von den militärischen Gardes Suisses.
Die rekonstruierten Instrumente werden auf der CD mit bereits zurück eroberten kombiniert (Trompettes marines, Naturtrompeten französischer Prägung) und in einem abwechslungsreichen Programm akustisch vorgestellt. Thilo Hirsch hat hierzu Musik aus der berühmten Sammlung von André Philidor ausgewählt und für die verschiedenen Besetzungen zusammengestellt. Die CD ist ein Fest an unterschiedlichen Klängen und Farben, garniert mit ausführlichen Informationen im Booklet. Unterhaltsam zu hören, mit überraschenden Klangerlebnissen und mitreissender Musik. Für alle, die an historischen Musikinstrumenten interessiert sind, geradezu ein „Muss“. |
td |
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Basler Zeitung 11/2010
Königliche Klänge |
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Musique de la Grande Écurie & des Gardes Suisses |
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Die Monarchie ist tote Geschichte, aber Musik der französischen Königshöfe aus dem Barockzeitalter überlebt. Auch dank der Forschungsarbeit an der Basler Schola Cantorum, die jetzt zu dieser schönen Kompilation von Musik für die "Grande Ecurie" geführt hat. Zu klären war dabei zuerst die Frage nach dem Instrumentarium. Wird dieses so beherzt und sensibel eingesetzt wie vom Ensemble Arcimboldo in den von Thilo Hirsch geleiteten Aufnahmen, ist die Musik eine prickelnde Freude - trotz dem Blutgeruch der Monarchie, der an ihr klebt. |
bli |
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Fono Forum 04/2008
Doppelt spannend |
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J.V. Rathgeber - "Messe von Muri", Concertos |
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Diese SACD ist in doppeltem Sinne spannend: Zum einen aufgrund des weitgehend unbekannten, aber lohnenswerten Repertoires. Zum anderen nutzt das sehr engagiert aufspielende ensemble arcimboldo ein weitgehend vergessenes Instrumentarium. Außer einer Holzpauke, die mit einem recht markanten, etwas rustikal wirkenden Klang aufspielt, wird die Tromba marina vorgeführt, ein recht vielseitiges Streichinstrument, das im 17. Jahrhundert in Oberitalien und Süddeutschland Verwendung fand. Die Begegnung mit den Rathgeber’schen Werken und diesen raren Instrumenten macht zweifellos Lust auf mehr. |
Dr. Reinmar Emans |
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klassik.com 04/2008
Raritäten und exotische Klangreize |
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J.V. Rathgeber - "Messe von Muri", Concertos |
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Interessant ist die vorliegende Aufnahme nicht nur wegen der Werke Rathgebers, sondern auch wegen eines Instrumentes, das selten genug zu hören ist und einen geradezu exotischen Reiz besitzt: Die Tromba marina, der barocke Nachfahre des mittelalterlichen Trumscheits, wird in der Messe als Ersatz für die Trompeten verwendet, durchaus gemäß historischen Vorbildern. In den Instrumentalkonzerten dürfen sich einige Musiker solistisch präsentieren: Sie tun das mit viel musikantischem Schwung. Thilo Hirsch meistert die Tromba marina bravourös (ein exquisites und unkonventionelles Hörvergnügen!), interessant auch der trompetenähnliche Klarinettenklang im Konzert für Klarinette und Streicher, einem der frühesten Solokonzerte für dieses Instrument überhaupt. Ausführliche Begleitinformationen und ein gutes, natürliches Klangbild runden eine CD ab, die mit Raritäten und exotischen Klangerlebnissen aufwarten kann. |
Dr. Franz Gratl |
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Toccata 03/2009
Erstklassige Leistungen |
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J.V. Rathgeber - "Messe von Muri", Concertos |
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In Repertoire und Interpretation ist diese CD außergewöhnlich, und auch die Darbietung des Programms sehr gut gelungen: Solisten, Chor und Orchester bringen erstklassige Leistungen und ich möchte diese Aufnahme deswegen gerne empfehlen. Spürsinn und die Bereitschaft, über das Konventionelle hinauszudenken, können nicht genug geschätzt werden. |
Johan van Veen |
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www.musikansich.de 12/2007
Feinkost |
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J.V. Rathgeber - "Messe von Muri", Concertos |
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Einen echten Leckerbissen hat das Detmolder Label audite in einer Koproduktion mit dem Schweizer Radio DRS 2 für die Fans zubereitet. Mit der Messe XII von Johann Valentin Rathgeber (1682-1750) hat Thilo Hirsch im Zuge seiner musikwissenschaftlichen Forschungen zudem ein höchst spannendes Werk dieses wichtigen Komponisten des Spätbarock wiederentdeckt. Die Capella Murensis bildet eine homogenen, treffsicheren Chor, der vom ensemble arcimboldo mit instrumentaler Farbenpracht begleitet wird. Wer die Tromba marina in voller Schönheit und mit ihrem ganz eigenen Farbspektrum erleben möchte, kommt dann bei dem entsprechenden Concerto aus der Feder von Christian Gottfried Telonius (um 1750) auf seine Kosten. Thilo Hirsch agiert hier als Solist und beherrscht das Instrument virtuos. Eine von allen Beteiligten mit viel Liebe, Engagement und höchster Professionalität gestaltete Produktion und eine unbedingte Empfehlung für jeden Musikfan, der seine Neugierde noch nicht verloren hat. |
Sven Kerkhoff |
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Basellandschaftliche
Zeitung 10/2003
Es klingt wie eine Trompete |
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...Das "ensemble
arcimboldo" stellte einem begeisterten Publikum Musik für Tromba marina
aus der Mitte des 18. Jahrhunderts vor. Gleich beim Offertorium "Gaude
Felix" sprang die Freude an der Musik von den Ausführenden auf die
Zuhörer über: Das Publikum wurde in eine unbekannte alte Musikwelt entführt.
Strahlend klangen die beiden Trombae marinae - zwei nachgebaute Instrumente,
gespielt von Thilo Hirsch und Michael Bürgin - wie Trompeten. Eine Faszination,
die während des ganzen Konzertes anhielt: ein Saiteninstrument mit
Blechklang.
Michael Bürgin ist nicht
nur ausführender, sondern auch komponierender Musiker. In seinem Stück
"Reise nach Rom" für vier Stimmen, Streicher, Fagott, zwei Trombae
marinae und Orgel ist ihm ein witziges, spannendes Meisterstück gelungen, das
in dieser Konzertreihe seine Uraufführung erlebt.
Das "ensemble
arcimboldo" leistete Hervorragendes - als Ensemble und alle auch
solistisch. Agnieszka Kowalczyk (Sopran), Monika Barmettler (Alt), Raphaël
Favre (Tenor) und Peter Zimpel (Bass) erwiesen sich als ein sehr ausgewogenes
Gesangsquartett.
Dennoch stach die Sopranistin mit
engelhafter Klarheit, mit wunderbar beweglicher Stimme und schlichtem Klang
hervor. Wer Barock-Musik liebt, schwärmt oft von Emma Kirkby; Kowalczyk ist
einen Vergleich wert. |
Barbara Nüesch
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Basler Zeitung 08/2004
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Köstlich: Das Tanztheater "Der
Meerestrompettist" vom Basler TEATRO ARCIMBOLDO |
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Es ist ein bewegtes barockes Musikerleben, das da
vorgeführt wird: Jean-Baptiste Prin (1669-1743) wurde von seinem Vater als
Virtuose auf der "Trompette marine" aufgebaut, auf diesem seltsamen
Streichinstrument, dessen Flageolett-Töne auf einer einzigen langen Saite über
einen Steg mit Schnarrfuss hervorgebracht werden, sodass sie dem Klang einer
sordinierten Trompete ähneln. Auf diesem Instrument musizierte Prin so
kunstfertig, dass ihn seine Karriere bis an den Hof des Sonnenkönigs führte,
von dem er allerdings durch Intrigen und Verleumdungen ins mexikanische Exil
verbannt wurde. |
Komödiantischer Grundton |
Das
TEATRO ARCIMBOLDO unter der Leitung von Thilo Hirsch, seit Jahren meisterlich
damit zu Gange, die alten musikalischen Zeiten farben- und sinnenfroh wieder
aufleben zu lassen, hat erneut ein köstliches Musiktheater geschaffen, dessen
zweifellos ebenfalls intendierter Bildungswert fast ganz hinter dem geschickt
gebauten Monolog (geschrieben von Christopher Zimmer und Thilo Hirsch) verschwindet. Ob dem
Publikum in erheiternd höfischer Affektiertheit die Komplexität der barocken
Tanzkunst erläutert wird oder ob das geplagte Mobbing-Opfer Prin in seiner
Angst vor der Folter gleich den ganzen abstrusen Wissenskanon seiner Zeit
zitiert, ob uns barocke Foltermethoden erläutert oder die politische
Situation in Mexiko auseinandergesetzt werden - immer klingt ein komödiantischer
Grundton an, der die einzelnen Bilder schlüssig verbindet. Selbst ein etwas
gewagter Entwurf in der letzten Szene, der in der Begegnung Prins mit
tanzenden und musizierenden afrikanischen Sklaven die Wiege der
Transkulturalität vorschlägt, erscheint einleuchtend.
Natürlich
gibt es auch den für ein barockes Musiktheater unverzichtbaren Sturm, das
idyllische Mond- und Sternenballett, das Theater auf dem Theater mit einer
wundervollen Commedia dell' arte-Probe, deren Aufführung dann ganz andere
Resultate zeitigt, als der eifersüchtige Regisseur beabsichtigt hatte, und
sogar einen prachtvollen, bis ins letzte Fingerzittern ritualisierten höfischen
Tanz des Sonnenkönigs selber. All dies wird von den Tänzerinnen und Tänzern
mit viel körperlicher Rhetorik und Eleganz ausgeführt und berührt das
zeitgenössische Publikum ganz elementar - nicht zuletzt dank der geschickt
eingeflochtenen Lektion über die Grundlagen des barocken Tanzes, die
vorangegangen war. |
Dramatische Musik |
Musikalisch greift man - neben einem "Concert pour la Trompette marine"
aus Prins eigener Feder - auf die bewährten zeitgenössischen Meister zurück:
Lully, Marais, Forqueray - und natürlich auf den gerade in diesem Rahmen
sicherlich unverzichtbaren Jean-Philippe Rameau, dessen unmittelbar
sprechende, immer dramatische Musik das Instrumentalensemble und mit ihm das
Publikum in einen barocken Sinnenrausch versetzt. |
David Wohnlich |
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Schwetzinger Zeitung 09/2004
Faszinierendes
Tanztheater am Hofe des Sonnenkönigs
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TEATRO ARCIMBOLDO
mit "Der Meerestrompettist" beim Mozartfest Schwetzingen |
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Hochbarockes Tanztheater
vom feinsten bot Thilo Hirsch, Gründer des TEATRO ARCIMBOLDO (hier in der
Rolle des Jean-Baptiste Prin) zusammen mit seinem Ensemble im
Rokokotheater Schwetzingen.
In der spannenden
Lebensgeschichte (Texte von Christopher Zimmer und T. Hirsch) des J.-B- Prin,
Trompette marine-Virtuose und Tänzer am königlichen Hofe Ludwig XIV. lassen
Tänzer, Schauspieler und Musiker gleichzeitig den Werdegang eines
"barocken Menschen" erkennen. Vier Tänzerinnen:
Barbara Leitherer, Irene Pedrotti, Bernd Niedecken und Dietmar Vonwiller;
Thilo Hirsch als J.-B. Prin und Tromba marina- Spieler sowie das
Barockensemble: Christoph Rudolf und Matthieu Camillieri, Violine; Elisabeth
Kaufhold, Flauto dolce und Fagott; Franziska Finckh, Viola da gamba; Agileu
Motta, Theorbe und Birimbao; Marc Meisel, Cembalo und Philip Tarr, Percussion
bilden das junge, professionelle Tanztheater.
Phantasiereich
gestaltet Thilo Hirschs Regie die tragikomische Geschichte des einzigen
Trompette marine- Virtuosen J.-B. Prin (1668-1743).
Angekommen in Mexico
erzählt Monsieur Prin von seiner entbehrungsreichen Kindheit in London. Viele
Stunden musste das Wunderkind dieses lange Instrument spielen. Thilo Hirsch
präsentiert hier in bestem schauspielerischen Können Form und Spielfunktion
der Trompette marine. Das Besondere des von T. Hirsch meisterhaft gespielten
Instruments sind die Resonanzsaiten im Korpusinneren, die beim Spiel
mitschwingen.
Eingängig agierten
Harlequin, Harlequina und Pantalone als Vertreter der Commedia dell' arte. Die
Erzählung steigert sich über eine düstere Kerkerszene getanzt von
Folterknechten und Zanni in der Bastille. Nach der Verbannung Prins nach
West-Indien erreicht die Atmosphäre eine der besten Tanznummern: die der
Matrosen auf dem Schiff. Akrobatische Sprünge und kunstvolle Pantomime der
Tänzer zeigen den erfolgreichen Kampf der Matrosen gegen die stürmische See.
Am Ende seiner Reise
findet Prin im Urwald der afrikanischen Sklaven im "Ungurungu"
das Ur-Instrument seiner Meerestrompete. Gelungene tänzerische Dialoge
zwischen beiden Kulturen nach Musik von J.B. Rameau beenden das barocke
Spiel.
Einfallsreiche
Choreographie, Requisiten und phantasievolle Kostüme versetzten in vergangene
Zeiten. Eine unvergessliche Hommage an die Tromba marina.
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Schwetzinger
Woche 09/2004
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Im Mittelpunkt dieses
barocken Tanztheaters stehen der Musiker Jean-Baptiste Prin (1669-1743) und
seine Meerestrompete, ein riesiger, mit nur einer Saite bespannter Kasten mit
kompliziertem Innenleben, den der Protagonist wie eine Geliebte beschreibt.
Als weiteres Instrument zur Verrichtung ganz anderer Bedürfnisse erscheint
alsbald feierlich vorgeführt und umtanzt, des Königs Nachtstuhl mit goldenem
Pott. Das konnte man freilich vorausahnen, denn das erste Textwort des Abends,
gesprochen von Prin, lautet "Merde". (Mit diesem Ausruf werden im
frankophonen Bereich auch heute noch alle widrigen Lebenssituationen begrüsst.)
Kein Anlass für Prin es weiter zu benutzen, denn er besteht die harte Schule
der Tanzmeister glänzend und lässt das Publikum in faszinierend vollendeter
Gestalt daran teilhaben. Aber hinter den Kulissen lauert schon die Intrige.
Schon in der ersten
Szene steuert der Abend nämlich auf einen seiner Höhepunkte zu, den
Sternentanz und das Erscheinen des Sonnenkönigs selbst. Er ist ein
strahlender, goldschimmernder Tänzer und tanzt im höfischen Stil seiner Zeit
entrückt und unnahbar. Prin findet derweil ein Engagement am Theatre de la
Foire und versucht, sich als Harlekin in einer köstlichen Tanzszenenfolge der
Harlequina zu nähern. |
Gewitter und Sturm |
Dann brauen sich aber
erst im übertragenen, dann im buchstäblichen Sinn Gewitter und Sturm über
ihm zusammen. Er bekommt wegen eines Verratsverdachts Daumenschrauben angelegt
und wird vom König verbannt. Bei der Überfahrt tanzen die Matrosen, erleben
Sturm und Flaute auf hoher See, bis Veracruz in Sicht kommt.
In Mexico-Ville wird
Prin nicht nur vom König empfangen, sondern auch von der Akademie der
Wissenschaften, wo er zaghaft vor dem gelangweilten Auditorium sein Instrument
beschreibt und in einem kecken, mit vorgehaltener Larve gehaltenen
Parallelvortrag unter anderem über die Wiederverwendung von geläuterter
"M...." als Nahrungsmittel referiert. Endlich im Urwald, bei den
afrikanischen Sklaven löst die "Meerestrompete" die ihr gebührende
Begeisterung aus, weil diese sie in der Urform des "Ungurungu" bzw.
"Berimbao" kennen.
Die Tanzgruppe,
bestehend aus Barbara Leitherer, Irene Pedrotti, Dietmar Vonwiller und vor
allem Bernd Niedecken, traf stilistisch den hochbarocken Goldnagel auf den
Kopf und vermittelte beim turbulenten Durcheinandergewirbel auf der Bühne
z.B. auf dem Schiff und in der Sklavenszene den Eindruck, als seinen es
doppelt so viele Akteure.
Das
vor der Bühne agierende Barock-Orchester spielte zur Handlung passende
zeitgenössische Stücke von Marais, Lully, Prin, Rameau und Forqueray und
entwickelte dabei alle Reize eines barocken Kammerorchesters, von den
teilweise solistisch gestalteten lyrischen Abschnitten über die klassischen
Tanzformen der damaligen Zeit bis hin zum vollen dynamischen Orchestereinsatz
"mit Pauken und Trompeten" und dem temperamentsprühenden
Sklaventanz. Nie verlor das Ensemble dabei seine Klarheit und Prägnanz, seine
Stilsicherheit und überragende Tonqualität. Die Kostüme sind Gigliola Vinci
und Clara Sarti (La Scala/Mailand) zu verdanken. Das Bühnenbild von Michael
Hein (Theater Basel) ließ sich natürlich im Rokokotheater ideal
installieren. |
Juwel |
Alles in allem hatte man
sich da ein kostbares Juwel ins Haus geholt, was das Publikum mit
langanhaltendem, stürmischem Applaus würdigte. |
kob. |
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Fränkischer
Tag 09/2004
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TEATRO ARCIMBOLDO
aus Basel im Schwetzinger Rokokotheater |
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Mit dem "TEATRO ARCIMBOLDO" erlebt man eine
Wanderbühne, die sich seit Jahren Deutschlands schönster historische
Theaterräume bedienen darf.
Heuer geht es um die
Trompette marine, einem Streichinstrument, dessen Flageolett-Töne auf einer
einzigen langen Saite die klingende Skala der Naturtöne erlaubt, durch den
Schnarrfuß des Steges aber den Klang einer engmensurierten Barocktrompete
täuschend ähnlich hervor bringen kann.
Monsieur Prin, der
tatsächlich von 1668 bis 1743 lebte, erzählt von seinem Leben als Wunderkind
in England, als Tänzer und Instrumentalvirtuose am Hof des Sonnenkönigs in
Frankreich und dem intriganten Treiben des Hofs, und schließlich der
Verbannung nach Westindien.
Die Regie des Theaterleiters und Trompette marine- Spielers
Thilo Hirsch lässt keine Möglichkeit verstreichen Komödie zu spielen, stets
zwischen der Echtheit historischer Darstellung und der Überhöhung durch
Spitzfindigkeiten.
Der König tanzt: Unglaublich schönes Kostüm und
Ausarbeitung aller Bewegungen (Barbara Leitherer, Tanzlehrerin an der Schola
Cantorum, Choreographie). Greifbar wird die Eleganz der Ballettmeister des
Hofs. Der junge Prin übertanzt deren Anweisungen in perfekter Manier. Das
Publikum erhielt dabei die köstlichen Grundlektionen dieser barocken
Bewegungskunst, von der Fußspitze bis zur Nase (Niedecken, Pedrotti,
Leitherer, Vonwiller).
Dazwischen
Liebesgeschichten als Commedia dell' arte, Monsieur Prin als Harlequin, Tanz
der Matrosen auf dem Schiff in die Verbannung und sicherlich abschließender
Höhepunkt im Tanz der afrikanischen Sklaven.
Lob den phantasievollen und stets wechselnden Kostümen, Lob
vor allem aber einem großartigem Musikerensemble, das barockes Schlagwerk,
Violinen, Fagott, Cembalo, Theorbe, Viola da gamba und Blockflöte
beherrschte, wie man es aus der Hauptstadt der Alten Musik und ihrer Schola
Cantorum Basiliensis auf mitreißendem Niveau gewohnt ist. |
W. S. |
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Orpheus
Oper International 11/2001
Gotha/Ekhof Festival - Gewinn mit Telemann |
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...Voll befriedigen
konnte die Aufführung des "Don Quichotte". Das junge
Barocktheaterensemble TEATRO ARCIMBOLDO aus Basel schuf ein phantasievolles,
pralles Bühnenspektakel. Telemanns kleine Oper, erweitert um einige Tänze,
wurde szenisch so einfallsreich und liebevoll dargeboten, die vorhandenen
Bühnenbilder des Theaters optimal genutzt, dass es eine wahre Freude war. Auch
musikalisch war die Aufführung ein Genuss. Alle Mitwirkenden, einige davon in
mehreren Rollen singend und tanzend, unter der Gesamtleitung von Thilo Hirsch
musizierten mit spürbarer Vitalität und Freude, die sich auf die Zuhörer
übertrug. |
Karin Coper
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Ein charmantes
Hochsommervergnügen
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Barockes Spektakel: Das «TEATRO ARCIMBOLDO»
gibt im Schönen Haus Telemanns «Don Quichotte der Löwenritter» |
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Riesiger Andrang am
Wochenende zur Premiere der Comischen Cammerballett- Oper «Don Quichotte der Löwenritter»
von Georg Ph. Telemann im Englischen Seminar am Nadelberg. Das Cammermusik-
Tanztheater- Ensemble «TEATRO ARCIMBOLDO» entführte die festlich gestimmten
Basler in eine mit Abenteuern lockende und von Seelen- Kümmernissen geplagte
Barockwelt. Um es gleich vorwegzunehmen: Eine hinreissende Inszenierung von
Thilo Hirsch, voller Zauber, Anmut und Humor. Ein charmantes, phantasievolles,
spritziges Hochsommervergnügen.
Morgendämmerung:
Die beiden Unzertrennlichen, Don Quichotte (Simon Art) und Sancho Pansa (Thilo
Hirsch), schlafen unter einem Baum in lieblicher ländlicher Idylle. Auf dem Bühnenprospekt
führt ein Weg,
gesäumt von Windmühlen - Verzeihung, natürlich zu
bezwingenden Riesen - in die weite Welt der Abenteuer. Feierliche Klänge der
Ouvertüre. Don Quichotte erwacht aus seinen Abenteuerträumen. Und stellt sich
gleich vor mit einer temperamentvoll geschmetterten Arie. Natürlich als stets
siegreich Riesen und Drachen Bezwingender.
Grosser Aufmarsch von Landsleuten unter Trommel und Flötenspiel (Bernhard
Gertsch/ Barbara Leitherer). Die Schäferin Pedrilla (Heike Heilmann) kündigt
mit heller klarer Stimme die vom Brautvater erzwungene Heirat der schönen Schäferin
Quiteria (Sara Bilén) mit dem alten reichen Hirten Comacho (Bernhard Gertsch,
Tenor) an. Doch die liebliche, engelsgleiche Quiteria ist - wie könnte es
anders sein - dem jungen armen Basilio (Thilo Hirsch) zugetan.
Natürlich kommt alles anders als geplant. Bevor Quiteria dem sich siegreich wähnenden
Comacho das erzwungene Ja-Wort gibt, wird ihr geliebter Basilio mit Dolch im
Herzen von seinen Freunden auf die Bühne getragen und sterbend fleht er um
Quiterias Hand. Don Quichotte überredet den Alten, Quiteria Basilio zur Frau zu
geben. «Ihr seht ja, dass er stirbt.» Nach einem herzzerreissenden Duett des
überglücklichen Liebespaars wird Basilio nach dieser List der Dolch natürlich
wieder aus der Brust herausgezogen. Er ist, dem Genre des Stücks entsprechend,
nur Attrappe. «Die Hirtin ist vom Himmel für Basilio bestimmt», singt Don
Quichotte.
Der Alte soll sein Gold behalten. Der möchte sich noch rächen, doch unser
feuriger Held droht jeden in Stücke zu hauen, der eine Waffe zückt. Der Chor
(Bacchanalchor Aesch) jubiliert, alle sind glücklich über den guten Ausgang
der Geschichte. Mit viel Applaus verabschiedete sich das Publikum und mischte
sich wieder in das bunte Festtreiben. |
Christina
Mosimann, Foto: Peter Schnetz
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NWZ 01/2001
Amüsant und auf höchstem Niveau
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Begeisterter Applaus zum Schluss. Das "TEATRO
ARCIMBOLDO" ließ keine Wünsche offen. |
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Bad
Zwischenahn. "Liebes Lust und Saitensprünge" war der Titel eines
amüsanten Abends auf höchstem künstlerischen Niveau in der Wandelhalle. Der
Verein der Kunstfreunde hatte zu diesem vergnüglichen Spektakel eingeladen und
mit der Verpflichtung des jungen Basler Ensembles einen glücklichen Griff getan. Die fünf Musiker und Tänzer boten einen Abend
in musikalischer Perfektion, eine
gelungene Symbiose von Spiel, Gesang, Tanz,
Pantomime und gesprochenem Wort. Sie boten ein Programm, das sowohl den Laien
ansprach als auch dem Fachmann und Liebhaber alter Musik viele musikalische
Leckerbissen servierte.
Die Auswahl der Stücke, die Präsentation in einem Rahmen von historischen
Szenen von der Commedia dell' arte, über eine häusliche Szene bei Captain Hume
im England des 17. Jahrhunderts bis zu einer französischen Landpartie - alles
unter dem Oberbegriff der "Liebeswirren" -, das Bühnenbild, die
Kostüme, alles war perfekt aufeinander abgestimmt und wurde in musikalischer
Perfektion und historisch getreu dargeboten. Die Inszenierung bot zahlreiche
amüsante Einfälle, die das Publikum immer wieder zu spontanem Beifall
animierten.
Alle Mitwirkenden des TEATRO ARCIMBOLDO sind Spezialisten auf
ihrem Gebiet: die Sopranistin Agnieszka Kowalczyk bezauberte mit ihrer klaren,
zarten und doch tragenden Stimme; die Gambistin und Tänzerin Barbara Leitherer
begeisterte in ihren beiden Fachrichtungen und zeigte ein beträchtliches
komisches Talent; der Leiter des Ensembles, Thilo Hirsch gehört zu den wenigen
Musikern, die die alte Technik des "cantar alla viola", des
gleichzeitigen Singens und sich dazu auf der Gambe begleiten auf höchstem
Niveau beherrschen; der Lautenist und Chitarronespieler Agileu Motta bestach
durch sein präzises und inspiriertes Spiel und der Schauspieler und Tänzer
Bernhard Gertsch war in der Rolle als Arlecchino nicht nur ein wichtiges
Verbindungsglied zwischen den einzelnen Szenen, sondern bewies in Tänzen und
Zwischentexten großes künstlerisches Potenzial. Die perfekte Darbietung und
die hervorragende musikalische Gestaltung ließen keine Wünsche offen, außer
dem einen; So etwas sollte häufiger geboten werden. Das Publikum honorierte
diesen Abend mit begeistertem Applaus. |
Frauke
Roos
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Weser
Kurier 01/2001
Heiter-kunstvolle Unterhaltung
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TEATRO ARCIMBOLDO begeisterte im Ganderkeseer
Rathaus |
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Das war ein mutiger und glücklicher Griff, der den Ganderkeseer
Rathauskonzerten am 27. Januar 2001 in der 6. Veranstaltung dieser Reihe mit dem
Ensemble TEATRO ARCIMBOLDO aus Basel gelungen ist. Die Mitglieder des Ensembles
(Agnieszka Kowalcyk, Barbara Leitherer,Thilo Hirsch (dem Begründer des
Ensembles), Bernhard Gertsch und Agileu Motta), alles Absolventen der Schola
Cantorum Basiliensis, lassen sich nicht auf eine Rolle beschränken, weil jeder
von ihnen in vielen Rollen singend, tanzend, ein oder mehrere Instrumente
spielend, Texte skandierend zum Ganzen beiträgt.
In vier einzelnen zum Teil prallen Geschichten voller verschmähter und
angenommener Liebe, Flirts, Intrigen, Verwicklungen, die nicht immer unbedingt
das Leben geschrieben hat, wird ein Kaleidoskop an heiter kunstvoller
Unterhaltung abgespielt, wie es an den Fürstenhöfen Italiens im 17. bis zum
beginnenden 18. Jahrhundert die damaligen Potentaten und ihre Günstlinge,
insbesondere die weiblichen, erheitert und von den Sorgen ihres schweren Lebens
abgelenkt haben mag. Da wird Lisette von ihrer Rivalin erschossen, die daraufhin
lediglich mit koketter Grazie den virtuellen Rauch von der Mündung ihrer
Mordwaffe bläst. Gottlob kann der unheimlich schwarz gewandete Medicus die
Kugel mit einem nicht gerade sehr scharf wirkenden Holzdolch aus der Brust
entfernen, übrigens ohne ihr eng geschnürtes Leibchen öffnen zu müssen. Da
begegnet einem Hamlets Dialog über Sterben, Schlafen Träumen in abgewandelter
Form. Da werden Sarabanden getanzt, Texte in deutscher, italienischer und
mittelenglischer Sprache in großer Geschwindigkeit und dennoch absolut
deutlicher Artikulation gesprochen. Da werden Recitative , Arien, Duette und
Couplets gesungen, immer begleitet von der als Continuo eingesetzten Chitarrone,
häufiger begleiten sich die Sänger auch selbst zusätzlich auf der Baß- oder
Diskantgambe. Sogar eine vierhändige Bassgambeneinlage kommt vor.
Wir, das Publikum, sind an einen Musikbetrieb von Spezialisten gewöhnt, wo die
Rollenzuweisungen völlig klar sind. Hier wurden wir überrascht von einer
Rollenvielfalt jedes einzelnen und der dazu erforderlichen Begabungsbreite, die
gänzlich ungewohnt ist. Umso erstaunlicher, dass die Schönheit und
Ausdrucksstärke der Stimmen, insbesondere der Sopran von Agnieszka Kowalcyk und
der Tenor von Thilo Hirsch, wie auch die Handhabung der alten Instrumente, die
Anmut der Tänze und die Artikulationspräzision der Texte hohen professionellen
Anforderungen gerecht wurden. Die Kostüme, die Bühnenbilder und die
Beleuchtung ergänzten diesen harmonischen Charakter. Das wiederum zahlreich
erschienene Publikum dankte für einen gelungenen Abend mit lang anhaltendem
Beifall. |
Hartmut Griem |
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Basler Zeitung 10/1998
Amouröses Tanz-Techtelmechtel |
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Wenn Musik der Liebe Nahrung ist, dann hatte das
"TEATRO ARCIMBOLDO", ein
barockes Cammermusik-Tanztheater, am Freitag abend den richtigen Riecher, um das
Publikum gar trefflich auf den Geschmack zu bringen. Unter dem Titel "Liebes
Lust und Saitensprünge" oder "If music be the food of love" tauchte
das barocke Stück auf der Bühne des Marionettentheaters am Münsterplatz in
den Zauber des goldenen Zeitalters zwischen Renaissance und Perückenzeit ein.
Wo sonst Marionetten ihre Fäden spinnen, spannten historisch Gewandete den
Spiel- und Spannungsbogen aller schönen Künste mit ihren verzwickt-
verzaubernden Szenen. Umrahmt wurden sie von Romanzenklängen aus der
Feder von Henry Purcell über Claudio Monteverdi bis zu den schnörkelverliebten
Kompositionen von Michel Pignolet de Monteclair. Was den Zuschauern zusehends
die Herzflügel öffnete, in Reinheit, klar definierter Intonation und
ausgefeilter stimmlicher Raffinesse zu Ohren kam, befiel - beim amourösen Gang
der Betörung auf der Boskettenpromenade - wie Goldregen "Fileno" (Thilo
Hirsch, Tenor) und "Lilla" (Araceli Fernandez, Sopran). Doch der Liebelei
mit Versatzstücken im Stil der Commedia dell'Arte steht die dreiste "Colombina"
(Barbara Leitherer, Sopran/Tanz) im Wege, so dass sich der charaktervolle
Edelmann, eingedenk seiner wahren Minne, kapriziert und straff in seinen "Culottes"
sitzen bleibt. Es entsteht ein allegorischer
Wirrwarr im Techtelmechtel von Liebe, Hass und Rachsucht - Szenen voller
schwarzen Humors, bei denen ruhig geschmunzelt und auch mal lauthals
rausgeprustet werden durfte.
Ein sinnbetörendes Stück Theater pur, das unter der Leitung von Thilo
Hirsch und den sensitiven Klängen aus Viola da gamba und Laute, gespielt von
Agileu Motta, vor tänzerischen, pantomimischen und gesanglichen
Entdeckungswerten nur so sprühte. |
Eva-Maria von Sauer
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Thüringer Allgemeine 07/1999
Wenn Musik der Liebe Nahrung ist
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Barocker Kunstgenuß mit dem
"TEATRO ARCIMBOLDO" beim Ekhof- Festival Gotha |
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Ein wunderbares Ambiente bietet Gothas historisches Theater
im Schloß Friedenstein der kleinen Theatertruppe aus Basel, die im Rahmen des
Ekhof-Festivals hier gastiert. Leicht ist hinter dem Titel Meister Shakespeare
auszumachen. "Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist", dann bekommt sie
hier aus vollen Händen. Die Mimen vom "TEATRO ARCIMBOLDO", fünf
junge Musiker, perfekt des Tanzes und Gesanges kundig, haben sich der Musik der
Renaissance und des Barock verschworen.
Der Klang der historischen Instrumente schafft in Musikzitaten aus fernen
Jahrhunderten eine Ahnung vom Zauber dieser Kunstepochen. Spannend ist, wie gut
sich Molière und Shakespeare miteinander vertragen und die Musik Monteverdis
mit der von Purcell oder Monteclair korrespondiert, mal harmonisch flirtend, mal
interessante Kontrapunkte setzend. Für geschmeidige Übergänge sorgt, als
umtriebiger Maitre de plaisir, eben jenen Arlecchino, der nicht nur seiner
Colombina die Hölle heiß macht. Das barocke Cammermusik- Tanztheater nimmt das
Thema "Liebes Lust und Saitensprünge" nahezu wörtlich und montiert
Szenen und Musikzitate zu einer hinreißenden Collage. Das Ganze ist ein
lockeres Geflecht schwebender Handlungsideen, überpudert mit italienischen
Humorstäubchen sowie einem "english humor" der aus der Pistole
raucht. Temperamentvolle "Dialoghi amorosi", durch Amors Pfeil in
Schach gehalten, bringen Spieler- und Zuschauer-Laune gleichermaßen.
Der Klang der historischen
Instrumente und die Dynamik der Commedia dell' arte gehen mit der entzückenden
Bühne eine künstlerische Symbiose ein, die ihre Wirkung nicht verfehlt. |
Lilo Plaschke
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Schwäbische Zeitung 07/1999
Sommerliche Musiktage Ulm / Ein Schuß aus der Gambe |
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NEU-ULM - Der gebürtige Münchner Thilo Hirsch, umfassend musikalisch
ausgebildet, hatte 1996 so eine Idee: Er gründete das Ensemble "TEATRO ARCIMBOLDO" mit dem Ziel, die Musik der Renaissance und des Barock in ihrem
ursprünglichen Sinne einer "theatralischen Unterhaltung" aufzuführen.
Peter Bücheler hat das illustre Ensemble in Basel
entdeckt und es flugs für die 25. Sommerlichen Ulmer Musiktage engagiert.
Im Edwin-Scharff-Haus Neu-Ulm hatten sie nunmehr mit
"If music be the food
of love" (Liebes Lust und Saitensprünge), einer barocken
Cammermusik-Tanzcommedia, ihren vom Publikum herzlich genossenen Auftritt. Schon
die Verwendung von historischen Instrumenten, wie Viola da gamba, Chitarrone und
Laute, für die Aufführung von Musik von Monteverdi, Caccini, Purcell bis hin
zu Michel Pignolet de Monteclair bereitete größtes Vergnügen. Aber erst der
Rahmen, in den diese altehrwürdige Musik gestellt wurde, machte den Reiz dieses
Abends aus. Auf den Spuren der Commedia dell' Arte wurden nach Texten von
Molière und Shakespeare Szenen aufgeführt, verbunden mit Gesang, Tanz und
faszinierenden Instrumentalbeiträgen.
Drei nacheinander geöffnete, auf einen großen Rahmen gespannte Vorhänge
zeigen jeweils den Ort der Handlung. Sorgfältig, detailgetreu gearbeitete
Kostüme aus der Zeit schufen die nötige Atmosphäre für die vier Szenen.
Schon das erste Stück brachte das
Publikum in Hochstimmung. Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" war die Folie für die zweite
ebenso geglückte Szene, wie die dritte zum Thema "English humor" mit
Musik von Thomas Ford und Tobias Hume. Herrlich wird hier das gemeinsame Spiel
des wiederversöhnten Paares Captain Hume und Mrs. Hume, letztere hat zuvor ihre
Nebenbuhlerin erschossen, und zwar mit einer Viola da gamba. Hinter ihr sitzend,
wird bald deutlich, wer hier den Ton angibt.
Mit "Féte Champestre" ist die letzte Szene überschrieben. Dem
zauberhaften Auftakt mit Musik von Marais und Monteclair, zu der die Schäferin
Lisette eine Sarabande spielt und tanzt ("Les folies d'Espagne"), folgt
nachtschwarze Dramatik: Begeisterter und verdienter Applaus für die Basler. |
Barbara Percovac |
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BADISCHE
ZEITUNG 09/1998
„TEATRO ARCIMBOLDO": Die burleske, turbulente Seite des Barock |
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Daß die musikalische Epoche des Barock auch eine burleske, unterhalt- und
bühnen- wirksame Seite hat, zeigte am Samstag abend das 1996 von Thilo Hirsch
gegründete "TEATRO ARCIMBOLDO" im alten Rathaus in Weil.
In der ersten Szene, "Ghirlande amorose"
wurde schnell deutlich:
Nicht um tiefe, existentielle Gefühle ging es, sondern die Grundhaltung war die
einer lockeren, verspielten Virtuosität. Fileno verkleidete sich flugs als
Vespone, ließ sich auf ein brillantes Gesangsduell mit Lilla (Araceli
Fernandez) ein, aus dem schließlich - als sich Fileno zu erkennen gab - ein
kunstvolles Duett mit vielen Ausschmückungen wurde. Mit der scheinbar ach so
tief empfundenen Liebe aber war es nicht weit, denn bereitwillig ließ sich
Fileno von Colombina (Barbara Leitherer) tänzerisch und stimmlich umgarnen.
Herzstück der Aufführung bildeten die beiden auf Shakespeare basierenden
Szenen „Ein Sommernachtstraum" und „English humour".
Auch hier wieder turbulente Kehrtwendungen, Spiegelungen und
Brechungen: Zunächst ein Traumbild, zu dem Motta mit perlenden meditativen
Läufen die kongeniale Begleitung lieferte, dann das reale Werben Humes um
Molly, die von der Frau des Captains schließlich mit einem Pistolenschuß
niedergestreckt wird. Hier zeigten die Akteure ihr außerordentliches,
vielseitiges Können am eindrucksvollsten: Während Thilo Hirsch mit Barbara
Leitherer auf der Gambe im Duett spielte, widmete er sich gesanglich der Molly
verkörpernden Sopranistin. Und nach deren scheinbarem Tod ein noch
ungewöhnlicheres Duett: Hirsch und Leitherer spielten vierhändig auf einer
Gambe.
Was an den Fürstenhöfen ankommen wollte, das
musste Ausflüge in alle
Genres enthalten: So verbanden sich im letzten Bild Idyllik und Schauerromantik
in der Geschichte der Schäferin und Tänzerin Lisette (Barbara Leitherer). Die Besucher honorierten die Darbietungen mit begeistertem Beifall. |
hf. |
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Volksstimme Sissach 06/1998
"TEATRO ARCIMBOLDO" - hohes Niveau |
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Das junge Ensemble "TEATRO ARCIMBOLDO" entführte am Sonntag
Nachmittag im "Palazzo" Liestal sein Publikum für knapp zwei Stunden in
eine andere Welt. Musik der Renaissance und das Frühbarock wurden unter dem
Titel "If music be the food of love" als "barockes
Cammermusik-Tanztheater" dargeboten. Eine ausgesprochen originelle Idee des Gründers und Leiters Thilo Hirsch.
In vier Szenen entfaltete sich der Zauber jener Zeit in der die Stimmigkeit
von Darstellung, Gesang und Musik im frohen Farbenspiel der Kostüme.
Collage-ähnlich war Musik von Monteverdi, Caccini, Purcell, Sances und anderen
mit Texten von Molière und Shakespeare verbunden worden und konnte im Spiel um
Liebesleid und -freud voll zur Wirkung kommen.
Das hohe künstlerische Niveau aller Ensemblemitglieder ist besonders
hervorzuheben. Angefangen bei dem exzellenten Gambisten und Tenor Thilo Hirsch,
der das "cantar alla viola" vollendet beherrscht, über sein Partnerin
Araceli Fernandez, deren klare Sopranstimme über eine reiche Farbskala verfügt
und deren barocke Gestik eine reine Freude war. Verblüffend die Fähigkeiten
von Barbara Leitherer im ausdrucksvollen Gambenspiel und bei leichtfüssigen
historischen Tänzen. Zuverlässig im Hintergrund wirkend Agileu Motta mit
klangvoller Laute und Chitarrone. Tanzend und singend vereinigten sich alle vier
auch im mehrstimmigen Gesang.
Das Ganze ist eine erlesene Kostbarkeit, nicht nur für Kenner,
und vermittelt bis ins Detail einen Hauch jener barocken Lebensfreude, die den
Alltag vergolden kann. |
E.J. |
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